Vaterland

LIECHTENSTEINER VATERLAND DONNERSTAG, 3. MAI 2012 29
Ein aktiver Wanderer kommt zurück
erwartet
New York. – Eines der berühmtes-
Sie sind zurück – die pelzigen
ten Gemälde der modernen Kunst und fleissigen Nager. Am Mitt-
kam in der zurückliegenden Nacht wochabend führte Holger Frick,
unter den Hammer: In New York Amt für Wald Natur und Land-
wurde bei Sothebys das Bild «Der Schrei» des Norwegers Edvard schaft, in die Geheimnisse der
Munch versteigert. Experten gehen Biber ein. Die Feierabendver-
davon aus, dass das expressionisti- anstaltung im Liechtensteini-
sche Bild für mehr als 80 Millionen schen Landesmuseum infor-
Dollar den Besitzer wechseln mierte über die tierischen Be-
könnte. Der Schätzpreis ist der wohner des Landes.
höchste, der je für ein Pastell ange- geben wurde. Es handelt sich um ei- nes von vier Exemplaren des Ge- Vaduz. – Seit 2008 sind die Biber zu- mäldes, das einen stilisierten Mann rück in Liechtenstein, nachdem sie an- zeigt, der unter einem blutroten fangs des 19. Jahrhunderts ausstar- Himmel mit verzerrtem Gesicht ei- ben. Im ersten Teil seiner Ausführun- nen Schrei ausstösst. Das 1895 von gen ging Holger Frick darauf ein, wes- dem Norweger Munch gemalte halb der Biber aus Liechtenstein und Bild gilt als Symbol für die Ängste der Schweiz verschwand. Fest steht, und Verunsicherung des modernen dass der Nager bis zum 19. Jahrhun- Menschen und ist bis hin zu T-Shirt- dert mehr Möglichkeiten und einen und Kaffeetassenaufdrucken popu- passenderen Lebensraum hatte. Zu- lär geworden. Die Nachfahren des dem wurde der Biber zunehmend be- jüdischen Kunstsammlers Hugo Si- jagt. Dies vor allem aufgrund des Bi- mon haben die bevorstehende Ver- bergeils. Dieses Sekret wurde – ähn- steigerung als unmoralisch kriti- lich dem Aspirin – als Medizin, aber siert. Rafael Cardoso, der in Brasi- auch in der Parfumherstellung ver- lien lebende Urenkel des Samm- wendet. Zudem wurde der Biber im lers, sagte der Tageszeitung «Die Jahr 1754 offiziell als «Fisch» – und Welt»: «Wir sind mit dem Verkauf somit als Fastenmahl – anerkannt.
nicht einverstanden.» Sein Vorfahr sei in der Zeit des Dritten Reichs aus Deutschland geflohen und habe Der Biber ist jedoch – wie sicherlich das Bild im Exil aus Not verkauft.
auch die Patres jener Zeit wussten – Das zum Kauf stehende Gemälde ein Säugetier. Sie zeichnen sich nicht gehört dem norwegischen Indus- nur durch gute Zähne, sondern auch triellen Petter Olsen. Die anderen durch ihre Bauten im Wasser aus. Dort Versionen befinden sich in norwe- gestalten die Biber Bachläufe aktiv gischem Staatsbesitz; eine zeigt das und tragen so einen wesentlichen Bei- Nationalmuseum, die beiden ande- trag zur lokalen Artenvielfalt bei. Zu- ren das Munch-Museum in Oslo.
dem beeinflussen sie durch ihre Kom- Holger Frick und der Biber: Der Experte brachte den Interessierten gestern im Landesmuseum in Vaduz die Lebensart des
Die New Yorker Version wird von petenzen als «Landschaftsgärtner» Bibers näher. Sothebys als die farbstärkste und das Vorkommen von Silberweiden im eindrücklichste beschrieben. Es ist positiven Sinne. Diese Weichhölzer auch den Genuss von Mais und kom- theoretischen Teil im Mediaraum über nen Jahr überfahren und anschlies- auch die einzige Version, deren sind zugleich ihre Lieblingsnahrung men so den Bauern in die Quere. Da- die Lebensweise, die Verbreitung so- send präpariert wurde, zeigen. Wer Rahmen vom Künstler selbst ge- und, da diese für den Forstbetrieb bei gilt es, abzuklären, «wie wir mit Bi- wie über die Bedeutung der Biber ver- sich selbst ein Bild von den kleinen staltet wurde. Munch (1863 bis nicht wesentlich sind, beeinträchtigen bern umgehen, damit wir aneinander stand es Holger Frick, das Interesse der Nagern machen möchte, muss nur den 1944) gilt als einer der herausra- sie diesen auch nicht. Zu wesentlich vorbeikommen», erklärt Frick. Seinen Besucher anhand praktischer und an- Spuren an der Bendererstrasse folgen genden Vertreter der expressionis- mehr Beeinträchtigungen kann es im Ausführungen ist jedoch ein optimisti- schaulicher Ausstellungsstücke zu und findet sicher den einen oder ande- tischen Kunst. (sda) Bereich der Landwirtschaft kommen. scher Lösungsansatz dieser Konflikte bündeln. Dort konnte er beispielswei- ren Biber, um ihn – getreu dem Motto Denn die Pflanzenfresser schätzen zu entnehmen. Nach einem ersten se einen Biber, welcher im vergange- «Hoi Biber» – zu begrüssen. (mp) Jurypreis für Theaterschaffende aus Liechtenstein
Paris. – Nach seinem Sturz wäh- rend eines Konzerts in Paris hat der Die Internationale Jury des
deutsche Star-Dirigent Kurt Masur «Stella – Darstellender.Kunst.
alle Auftritte bis Ende Juni absagen Preis für junges Publikum» hat
müssen. Der 84-Jährige habe sich das Schulterblatt gebrochen, teilte das TAK und die Assitej Liech-
sein Management in Paris mit. Vor- tenstein mit dem Jurypreis be-
gesehen sei, dass Masur nach der Sommerpause ab September wie- der dirigiere. Der langjährige Ka- Bregenz. – «Die Zusammenarbeit pellmeister des Leipziger Gewand- von Theatern und Schulen ist leider hauses, der an Parkinson erkrankt keine Selbstverständlichkeit. Zu viele ist, war vor wenigen Tagen während Hindernisse stehen dieser Praxis im eines Konzertes in Paris in den Zwi- Weg. Wir konnten in diesen Tagen den schenraum vor der ersten Zuschau- Start zu einer Initiative erleben, wel- erreihe gestürzt. (sda) che über das angestrebte Miteinander hinaus gerade durch eine Sensibilisie- «Once» führt bei
rung der Bildungspolitik und der Kul- turpolitik Weichen stellt. Nur ein ge- meinsames Handeln von Kulturpolitik und Bildungspolitik schafft den drin- gend notwendigen Rahmen für eine New York. – Das Musical «Once» lustvolle und vielfältige Begegnung Die diesjährigen Gewinner des «Stella»: Neben den Preisträgern aus Österreich wurden auch Barbara Ellenberger (fehlt
hat die besten Chancen auf die dies- der Institution Schule mit dem Thea- auf dem Bild) und Georg Biedermann (vorne Mitte) ausgezeichnet. jährigen Tony-Theaterpreise. Die ter. Das hier alle Akteure von Politi- Broadway-Adaption des gleichna- kern über Lehrer bis hin zu Künstlern Dringliches Thema
werden? Anhand verschiedener Pra- theater in Österreich. Es ist eine Ini- migen Films von 2006 bekam elf an einen Tisch geholt wurden, bildet Die Integration von Kunst und kultu- xisbeispiele stellen namhafte Vertre- tiative der Assitej Austria, dem Dach- Nominierungen, darunter als bestes die grossartige Basis der gemeinsa- reller Bildung ist in den Schulen euro- ter der Theaterszene Modelle der verband der österreichischen Theater- Musical, für die beste Regie und die men Initiative vom TAK und der Assi- paweit als dringliches Thema erkannt künstlerisch-theatralen Zusammenar- und Tanzszene für junges Publikum.
besten Darsteller. Der irische Indie- tej Liechtenstein.» So lautet die Be- worden. Man spricht von Kulturkom- beit der Institutionen Theater und Er erfüllt den Wunsch, das Potenzial, Film über ein junges Musikerpaar gründung der Internationalen Jury, petenz, künstlerischem Denken, Schule vor.
die Kreativität und die Professionali- hatte unter anderen einen Oscar die stellvertretend für diese Initiative Kunst als Methode des Lernens, ästhe- tät dieses Genres aufzuzeigen. «Stel- und einen Grammy gewonnen. Die Barbara Ellenberger, TAK-Intendan- tischer Bildung. Wo kann die Schule Potenzial aufzeigen
la» fand vom 20. bis 28. April in Vor- Tonys gelten als Amerikas wichtigs- tin, und Georg Biedermann, Präsident von den professionellen Theaterma- Der «Stella» ist der einzige Öster- arlberg und Liechtenstein – in Bre- te Theaterpreise. (sda) Assitej Liechtenstein, mit dem Jury- chern profitieren? Wie kann das Thea- reichweite Preis für herausragende genz, Dornbirn, Bludenz, Feldkirch preis auszeichnete. ter zu einem Lernort für die Schule Leistungen im Kinder- und Jugend- und Schaan statt. (pd)

Source: http://www.landesmuseum.li/Portals/0/docs/Veranstaltungen/Frick-Vaterland-20120503.pdf